Das Brauhaus Ipsheim (1929-1940)
Bei vielen Bierdeckelsammlern steht ein Bierdeckel vom Brauhaus Ipsheim auf der Fehlliste. Ein Grund für die Seltenheit dieses Deckels dürfte die kurze Lebenszeit dieser Brauerei in dem kleinen Marktflecken Ipsheim bei Bad Windsheim in Mittelfranken sein, wie ich bei meinen Recherchen vor Ort in Erfahrung bringen konnte:
1929 hatten sich in und um Ipsheim mehrere Gastwirte zusammengeschlossen, um ein gutes und günstiges Bier für ihre Wirtshäuser herzustellen. Etwas außerhalb von Ipsheim, teilweise sogar auf der Gemarkung der Nachbarortschaft Oberndorf errichteten sie eine neue Brauerei mit Kellern zur Lagerung und Kühlung des Bieres. Der Weg zur Brauerei heißt heute übrigens „Brauhausstraße“. Gründungsmitglieder der neuen „Brauhaus Ipsheim GmbH“ waren u.a. Paul Ruhl, ein Herr Döhler, Herr Krafft vom Gasthaus in Oberndorf, sowie die Besitzer der zwei ehemaligen Brauereien zur Krone und zum Hirsch in Ipsheim, beide mit dem Nachnamen Trapp.
Innerhalb von wenigen Jahren wechselten mehrfach die Zuständigkeiten, die Braumeister und die Geschäftsführer. Es gab immer wieder Streitigkeiten und man munkelt, dass auch Geld in falsche Kanäle geflossen sei. Der letzte Geschäftsführer war jedenfalls ein Herr Friedrich Düll, der aus dem nahen Frankenfeld stammte und nichts mit dem Besitzer der renommierten Brauerei in Krautheim zu tun hat und auch nichts mit diversen Weingut- oder Gasthofbesitzern in Ipsheim, die heutzutage ebenfalls den Namen Düll tragen. In den Wirren des beginnenden zweiten Weltkriegs setzte sich Friedrich Düll laut Erzählungen ins Allgäu ab - ob er dabei auch finanziellen Schaden anrichtete, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Entsprechende Unterlagen wurden wohl während des Krieges vernichtet.
Im Jahr 1940 folgte der Verkauf an die Brüder Ernst und Heiner Koch von der Windsheimer Kochbräu, die auch zum größten Teil die Belieferung der Zapfenwirte übernahm.
Insgesamt existierte das Brauhaus Ipsheim also nur ein Jahrzehnt von 1930 bis 1940.
Das Gebäude der ehemaligen Brauerei steht heute fast unverändert da und ist nach einer wechselvollen Nachkriegszeit im Privatbesitz. Zuerst waren im oberen Teil des Gebäudes Flüchtlingsfamilien untergebracht, während im unteren Teil eine Seifenfabrikation einzog. Um 1970 wurde das Anwesen verkauft und es wurden Öle und Fette aus Schlachtabfällen hergestellt. Es folgte ein Schweinemastbetrieb und eine Fabrik für orthopädische Geräte und Prothesen. Als deren Besitzer bei einem Saunaunfall ums Leben kam, stand das ehemalige Brauhaus im Jahr 2002 erneut zum Verkauf und kam in die Händer der heutigen Besitzer.