In Viereth bei Bamberg gab es viele Jahre die „legendäre“ Berg-Bräu Jäck. Sie war ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen, aber auch von Neugierigen aus den umliegenden Orten. Das selbstgebraute Bier war bekömmlich und in der Gaststätte herrschte eine ganz besondere Atmosphäre.
Das lag vielleicht daran, dass auf dem Haus seit 1621 eine
sogenannte „Freistatt“ bestand. Diese „Freistatt“ lag in der
westlichen Ecke der Gaststube und wenn sich ein Übeltäter
in diese Ecke flüchtete, war er dort vor einer Verhaftung sicher.
So ranken sich bis heute die unglaublichsten Geschichten um die
Berg-Bräu: Wilde Schlägereien, Verstellen der Gast-
zimmeruhr durch die Gäste, Mofa-Rennen um die Resopaltische,
oder „Verschönerung“ der Wirtin mit einem Stahlhelm.
Für letzteres Ereignis ließ der Stammtisch sogar einen eigenen
Aufkleber anfertigen - siehe rechts:
Beim Ausräumen der Gastwirtschaft wurden körbeweise Bierdeckel mit offenen Rechnungen gefunden. Es soll Gäste gegeben haben, die ließen sich aus der Kasse Geld für Zigaretten oder zum Kartenspielen geben und auf dem Bierdeckel anschreiben. Es wurden unbezahlte Beträge von weit über 50.- DM auf einzelnen Deckeln gefunden! Die Wirtsleute Edwin und seine Mutter Margareta waren zu gutmütig und trugen damit das ihrige zum allgemeinen Gaudium bei. Dabei wurden die Kochkünste von Margareta Jäck alleseits gelobt und es gab hervorragende Schnitzel oder Bräten, obwohl die Küche nicht unbedingt den heutigen Vorschriften entsprach.
Zur Geschichte:
- 1621 wird in alten Zinsbüchern der Pfarrei Trunstadt eine Schankstätte an diesem Platz erwähnt.
- 1911 erwirbt Josef Jäck die Brauerei von Friedrich und Johann Rott über die Raiffeisen-Genossenschaft und leitet den Betrieb zusammen mit seiner Frau Anna Maria Bayer aus Weiher (Tochter der Brauerei Bayer/heute Kundmüller) bis etwa 1930. In dieser Zeit wird der Tanzsaal mit Empore gebaut, es gibt außerdem eine Kegelbahn und Biergarten mit Musikunterhaltung. Beim Jäck haben viele Vereine ihre Stammtische und es werden rauschende Feste gefeiert.
- 1930 ca. folgt Sohn Johann mit Frau Auguste, die 1936 im Alter von 48 Jahren verstirbt. Die Oma und eine der älteren Töchter müssen sich nun um Haushalt und Gastwirtschaft kümmern.
- 1950 ca. geht der Betrieb an den Sohn über, der ebenfalls Johann heißt. Mit seiner Frau Margareta, eine geborene Dremel aus Wattendorf, führt Johann Jäck jun. Brauerei und Gastwirtschaft zu neuer Blüte. Es werden mehrere Sorten Bier wie Vollbier, Pilsener, Märzen oder Bock gebraut und das Bier genießt weit über die Grenzen Viereths hinaus einen hervorragenden Ruf. Aufgrund verwandschaftlicher Beziehungen zur Fischerfamilie Kropf aus Bamberg werden ganze Schiffsladungen mit „Städtern“ nach Viereth verbracht und man erzählt von mehreren Hundert Gästen, die am Sonntag beim Jäck Einkehr hielten.
- 1969 stirbt Johann Jäck. Seine Frau Margareta hält zusammen mit ihrem Sohn Edwin und angestellten Brauern den Braubetrieb aufrecht.
- 1980 muss Margareta Jäck die Brauerei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Das Bier wird fortan von der St. Georgenbräu aus Buttenheim bezogen.
- 2002 Nach dem Tod von Margareta Jäck kann die Gastwirtschaft noch ein, zwei Jahre geöffnet bleiben, bevor sie für immer geschlossen bleibt. In den letzten Wochen der Öffnung pilgern die treuen Stammgäste wirklich jeden Tag zum Jäck, weil sie in der Befürchtung leben, es könnte das letzte Mal sein.
- 2011 wird zur 1100-Jahr-Feier Viereths das ganze Anwesen und die Kelleranlagen noch einmal für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Kurz darauf wirde das gesamte Anwesen abgerissen. Heute ist an gleicher Stelle der Platz vor dem neuen Bürgerhaus der Gemeinde.