Brauereibesuche in Knetzgau 2018

Im Februar 2018 machte ich mich zusammen mit Michael Benkert, einem Ansichtskartensammler aus Lisberg, auf eine kleine Erkundungsfahrt nach Knetzgau in der Nähe von Hassfurt.

Mich hat speziell interessiert, wo in Knetzgau eigentlich die Ankerbrauerei war bzw. ist.

 

Auf der Suche fiel uns natürlich zuerst das markante Gebäude-Ensemble der Brauerei Russ ins Auge. Die Brauerei Russ, deren Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht, hat 1988 den eigenen Braubetrieb als letzte Knetzgauer Brauerei eingestellt. Leider waren die Türen bei unserem Besuch gerade verschlossen.

So fuhren wir weiter und stellten dabei fest, wie groß und verwinkelt die Ortschaft Knetzgau eigentlich ist. Im Bereich der Kirche sahen wir im Vorbeifahren die Aufschrift "Brauerei Heueck" an einem Haus mit einem schönen Kronen-Ausleger. Die im Jahr 1870 gegründete Brauerei ist seit 1967 stillgelegt.

Wir stiegen aus und klingelten bzw. klopften einfach mal an der Haustür. Ein älterer, freundlicher Mann öffnete und gewährte uns Einlass in die verlassene Gaststube. Vor Jahrzehnten schon hat er den Braubetrieb eingestellt und seit ein paar Jahren ist auch die Gaststätte nicht mehr geöffnet. Dabei könnte man in der behaglichen und sauberen Stube mit dem alten Klavier sofort wieder Gäste empfangen. Etwas wehmütig kramte Josef Heueck aus der Thekenschublade ein paar alte Postkarten hervor und beschenkte uns auch noch mit einer Handvoll Bierdeckel, die er extra aus dem Keller für uns holte. Wie er uns zum Abschied versicherte, war es ihm ein große Freude, dass jemand noch Interesse an der ehemaligen Brauerei gezeigt hat.

Sodann machten wir uns auf den Weg zur ehemaligen Anker-Brauerei. Wir hatten inzwischen erfahren, dass die Anker-Brauerei sinnigerweise in der Ankergasse beheimatet ist, also relativ weit außerhalb des Ortskerns. Gleich im ersten Anwesen trafen wir im Hof auf einen Deutsch-Amerikaner, der gerade mit Umbauarbeiten beschäftigt war - und es war das Haus vom Anker-Bräu! Auch hier stießen wir mit unserem Interesse an der alten Brauerei auf unerwartet viel Verständnis. Der Brauerei-Nachfahre erzählte uns, dass er nach längerem USA-Aufenthalt mit Sohn und Frau nach Knetzgau zurückgekehrt war und nun das Anwesen seines Großvaters versucht, wieder auf Vordermann zu bringen. Voller Stolz holte er aus dem Schuppen im Hof das ehemalige Wahrzeichen der Gaststätte, einen alten Anker. Für ein Foto hängte er mit Hilfe seines Sohnes das gute alte Stück sogar kurzfristig an die Hauswand. Was andere Brauereiutensilien anbetrifft, sei allerdings kaum mehr etwas vorhanden - lediglich zwei Bierdeckel sind noch in seinem Besitz. Nach langer Überredungskunst und einer Führung um das gesamte Grundstück überließ er uns schließlich einen der zwei kostbaren Bierfilze - natürlich nicht ganz umsonst.

Mit vielen neuen Eindrücken nach guten Gesprächen mit netten Menschen und dazu noch mit mehreren alten Bierdeckeln und Postkarten im Gepäck begaben wir uns schließlich hoch zufrieden auf den Heimweg

Alte Bierdeckel aus Franken 0